
Die Ökonomin Suanna Oh, die seit September 2021 als Postdoktorandin am briq forscht, erhält den diesjährigen Distinguished CESifo Affiliate Award im Bereich der Verhaltensökonomik. Mit dem Preis zeichnet das am Münchner ifo-Institut basierte Forschungsnetzwerk herausragende Arbeiten von Nachwuchsforscherinnen und -forschern aus. Zu den Gewinnern der Vorjahre zählten unter anderem briq-Forschungsdirektor Florian Zimmermann und briq-Affiliate Matt Lowe.
In ihrem preisgekrönten Forschungspapier „Does Identity Affect Labor Supply?“ untersucht Oh den Einfluss von Identität auf ökonomische Entscheidungen in Arbeitsmarktsituationen. Die Identität, also das Selbstbild eines Menschen, orientiert sich häufig stark an sozialen Kategorien, die wiederum vorgeben, wie Personen eines bestimmten sozialen Milieus denken und handeln. Wie sich Identität auf die Annahme von Jobangeboten auswirkt, untersuchte Oh anhand des Kastensystems im ländlichen Indien.
Die Einordnung und Abgrenzung gesellschaftlicher Gruppen in die sogenannten Kasten hat in Indien nach wie vor eine hohe soziale und kulturelle Bedeutung für die Identität ihrer Mitglieder. Oh wollte wissen, inwieweit Menschen bereit sind, Jobs anzunehmen, die für ihre eigene Kaste eher unüblich sind. Dazu ließ sie Arbeiter in einem Feldexperiment zwischen verschiedenen eintägigen Jobangeboten wählen, die sich in der Entlohnung und der Assoziation mit bestimmten Kasten unterschieden.
Im Ergebnis bestätigte sich, dass die Teilnehmenden seltener bereit waren Arbeitsangebote anzunehmen, die traditionell einer anderen Kaste als ihrer eigenen zugeordnet werden, vor allem wenn diese Kaste ein geringeres soziales Ansehen genießt. Die Hälfte der Arbeiter war dafür sogar bereit, auf das Zehnfache eines Tageseinkommen zu verzichten, selbst wenn sie die Entscheidung geheim treffen konnten.
Eine ausführliche Zusammenfassung der Studie finden Sie hier als VoxDev-Kolumne.