
Der Ökonom Peter Andre, der seit diesem Jahr als Postdoktorand am briq forscht, erhält den diesjährigen Distinguished CESifo Affiliate Award im Bereich der Verhaltensökonomik. Mit dem Preis zeichnet das am Münchner ifo-Institut basierte Forschungsnetzwerk herausragende Arbeiten von Nachwuchsforscherinnen und -forschern aus. Zu den Gewinnern der Vorjahre zählten die damaligen briq-Postdocs Suanna Oh (2021) und Matt Lowe (2019). briq-Forschungsdirektor Florian Zimmermann erhielt die Auszeichnung 2013.
Der meritokratische Gedanke – das Leistungsprinzip – ist grundlegender Bestandteil der Vorstellungen von Fairness, die in den meisten westlichen Gesellschaften vorherrschen. Wer hart arbeitet, soll dafür belohnt werden. Persönliche Umstände wie Geschlecht, Hautfarbe oder Einkommen der Eltern sollten für eine leistungsgerechte Entlohnung keine Rolle spielen. Allerdings beeinflussen solche Umstände die Chancen und Anreize, hart zu arbeiten. Diesen Zusammenhang lassen Menschen jedoch außer Acht, wenn sie die Leistung anderer bewerten. Das zeigt die Studie „Shallow Meritocracy“ von Peter Andre.
Das preisgekrönte Forschungspapier basiert auf einem Online-Experiment, in dem Probanden für Geld Aufgaben erledigen sollten. Per Zufall bekamen sie dafür einen Stücklohn von 10 bzw. 50 Cent zugewiesen. Erwartungsgemäß legten sich die „Arbeiter“ mit dem höheren Stücklohn stärker ins Zeug. Nun kamen weitere Probanden ins Spiel, die als „Beobachter“ über die endgültige Bezahlung der Arbeiter entscheiden sollten. Im Ergebnis zeigt sich, dass dabei im Schnitt nur die reine Arbeitsleistung bewertet wurde, nicht die äußeren Umstände, die für die unterschiedlichen Leistungsniveaus mitverantwortlich waren.
Weitere Experimente gaben Aufschluss über die Motive: Menschen verstehen zwar, dass Entscheidungen von Lebensumständen beeinflusst werden. Aber in der Regel ist eben auch nicht bekannt, wie genau sich eine Person verhalten hätte, wenn ihre Situation eine andere gewesen wäre – ob sich also in diesem Beispiel der betreffende Arbeiter bei höherem Stücklohn mehr angestrengt hätte. Angesichts dieser Unklarheit stützen die Menschen ihre Bewertung auf die einzige „zuverlässige“ Quelle – die beobachtete Arbeitsleistung.
Weitere Infos im Video-Interview: Drei Fragen an Peter Andre