Ob Haushalte ihr Geld in Aktien anlegen hängt davon ab, was sie über Aktionäre denken. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Luca Henkel (Doktorand der Uni Bonn und Research Assistant am briq) gemeinsam mit IZA-Forscher Christian Zimpelmann verfasst hat.

Die Untersuchung basiert auf Befragungen in den USA (über ein Online-Panel mit rund 400 Teilnehmenden) und den Niederlanden (repräsentative Stichprobe mit knapp 3.300 Personen). Bei über 80 Prozent der Befragten zeigte sich eine negative Wahrnehmung von Aktionären: Egoismus, Gier und eine Zockermentalität gehören zu den gängigsten Vorurteilen.
In verschiedenen Experimenten überprüfen die Forscher, was an diesem Bild dran ist und welche Folgen sich daraus ergeben. So zeigt sich bei einem Spendenexperiment, dass Aktienbesitzende für gieriger und egoistischer gehalten werden als sie sich tatsächlich verhalten.
Aktieninvestments als Teil der Identität
Wer ein besonders negatives Bild von Aktienbesitzern hat, investiert selber signifikant seltener am Aktienmarkt. Die Forscher konnten die niederländischen Befragungsdaten mit individuellen Steuerdaten verknüpfen und stellten dabei eine regelrechte „Aktienscham“ fest: Fast jeder dritte Aktionär gab in der Umfrage an, keine Aktien zu besitzen.
Umgekehrt gaben rund 40 Prozent der Nicht-Aktionäre an, stolz darauf zu sein, keine Aktien zu besitzen. Den Forschern zufolge liegt darin einer der wichtigsten Gründe für die niedrige Beteiligungsquote am Aktienmarkt, die in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern unter 30 Prozent liegt.
Wie aber lassen sich diese Mechanismen aufbrechen? „Wir sollten darüber sprechen, wer überhaupt am Aktienmarkt investiert“, sagt Luca Henkel. „In der Realität ist das keine homogene Gruppe, sondern Menschen mit unterschiedlichsten Charaktereigenschaften.“ Durch eine stärkere Verankerung von Finanzthemen im Schulunterricht, öffentliche Informationskampagnen oder eine Erhöhung von Aktienvergütungen (und damit eine Erhöhung der Beteiligungsquote am Aktienmarkt) könne es gelingen, vom Klischee „des Aktionärs wie in Wall-Street-Filmen wegzukommen“, so Henkel.