Aktuelle ökonomische Studien zeigen, dass sich traditionelle Geschlechterrollen und andere kulturelle Normen in vielen Teilen der Welt über einen bemerkenswert langen Zeitraum kaum verändert haben. Warum das so ist, und wie sich Gesellschaften im Festhalten an Traditionen unterscheiden, erforscht Paola Giuliano an der UCLA Anderson School of Management). Im Rahmen der briq short lecture series stellte sie ihre Erkenntnisse vor.
Ein Erklärungsansatz ist der unterschiedliche Einsatz landwirtschaftlicher Technologien. Guiliano zeigt in ihrer Forschung, dass Gesellschaften, in denen historisch betrachtet die Feldarbeit aufgrund des Einsatzes von schwerem Gerät primär den Männern vorbehalten war, auch heute noch eher am traditionellen Rollenbild festhalten – und zwar in vielerlei Hinsicht. In weiteren Arbeiten analysiert die Ökonomin die historischen Ursprünge und heutigen Geschlechternormen mit Blick auf Aspekte wie Frauenerwerbsbeteiligung, Bildung, Wettbewerbsverhalten, Fertilität und Eheschließung bis hin zu häuslicher Gewalt.
Aber warum wandeln sich Normen, Bräuche und kulturelle Überzeugungen in manchen Gesellschaften schneller als in anderen? Dieser Frage widmete sich Paola Giuliano in einem zweiten Vortrag anhand von Erkenntnissen aus der anthropologischen Forschung. Demnach spielt die Stabilität von Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle: Je weniger sich das Umfeld wandelt, desto eher neigen nachfolgende Generationen dazu, an alten Traditionen festzuhalten.