Innerhalb einer Woche hat briq-Ökonom Chris Roth gleich zwei Wissenschaftspreise abgeräumt: Zunächst wurde seine gemeinsame Arbeit mit Lukas Hensel, Johannes Hermle and Anselm Rink bei der EEA-ESEM-Tagung in Köln mit dem Young Economist Award der European Economic Association ausgezeichnet. Im Rahmen der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik in Freiburg erhielten Roth und sein Koautor Johannes Wohlfart anschließend den Reinhard-Selten-Preis.
Strategischer Arbeitseifer von Wahlkampfhelfern
Die von der EEA prämierte Studie weist anhand von Daten zum Haustürwahlkampf einer politischen Partei nach, dass die freiwilligen Wahlkampfhelfer ihren Einsatz vom Arbeitseifer ihrer Kollegen abhängig machen. Je aktiver die Parteifreunde zu Werke gehen, desto eher wird das eigene Engagement strategisch zurückgefahren – nach dem Motto: die anderen werden’s schon richten. Ein solcher Zusammenhang ergab sich sowohl für die geplanten Aktivitäten als auch für die per App gemessenen tatsächlichen Haustürkontakte. Der Befund steht im Gegensatz zu früheren Studien, die in anderen Kontexten gezeigt hatten, dass ein besonders aktiver Kollegenkreis auf die eigene Leistung eher beflügelnd wirkt.
Verhaltenseffekte von Konjunkturerwartungen
Das zweite preisgekrönte Forschungspapier untersucht mittels einer repräsentativen Online-Befragung in den USA, wie Menschen ihre eigenen wirtschaftlichen Erwartungen und Handlungen an Konjunkturprognosen ausrichten. Die Ergebnisse: Erstens schätzten die befragten Konsumenten in Unkenntnis der Prognosen die Entwicklung der US-Wirtschaft im Durchschnitt pessimistischer ein als die Konjunkturforscher. Zweitens revidierten die Befragten ihre Einschätzungen auf Basis der verfügbaren Informationen und schlossen daraus auch auf ihre persönlichen Jobaussichten – insbesondere Beschäftigte in konjunkturabhängigen Branchen. Drittens zeigen die gemessenen Reaktionen ein durchaus fundiertes Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge.
Eine ausführlichere Zusammenfassung liefert das Fazit-Blog der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.