Ältere Menschen gelten allgemein als konservativer und risikoscheuer. Der wissenschaftliche Nachweis gestaltet sich jedoch schwierig. Denn vergleicht man die durchschnittliche Risikobereitschaft unterschiedlicher Altersgruppen zu einem bestimmten Zeitpunkt, können die Ergebnisse durch sogenannte Kohorten- und Periodeneffekte verzerrt werden.
Kohorteneffekte bewirken, dass beispielsweise eine Generation, die den Krieg erlebt hat, risikoscheuer ist als die Nachkriegsgenerationen, ohne dass sich die individuelle Einstellung mit dem Alter verändert. Periodeneffekte wiederum treten auf, wenn zum Zeitpunkt der Messung ein historisches Ereignis wie die Finanz- und Wirtschaftskrise die Risikobereitschaft vorübergehend beeinflusst.
Eine fundierte Analyse erfordert daher eine Betrachtung der individuellen Risikopräferenzen im Zeitverlauf unter Berücksichtigung der genannten Effekte. Genau das haben Thomas Dohmen, Armin Falk, Bart Golsteyn, David Huffman und Uwe Sunde für eine Studie, die kürzlich im Economic Journal erschienen ist, getan. Die Forscher werteten dazu umfangreiche, repräsentative Paneldaten aus Deutschland und den Niederlanden aus, anhand derer sie die Entwicklung der Risikopräferenzen junger Erwachsener bis ins hohe Alter nachverfolgen konnten.
Das Ergebnis: Tatsächlich nimmt die Risikobereitschaft mit dem Alter deutlich und relativ gleichmäßig ab. Daraus ergeben sich nicht nur Konsequenzen für die individuelle Lebensplanung, sondern für die gesamte Gesellschaft. Denn der Mut zum Risiko wirkt sich insbesondere auf Investitionsentscheidungen und Unternehmensgründungen aus. In Zahlen ausgedrückt: Erhöht sich das Medianalter einer Gesellschaft um 10 Jahre, könnten die privaten Aktieninvestitionen um 2,5% und die berufliche Selbstständigkeit um 6% zurückgehen.
Lesen Sie eine detailliertere Zusammenfassung der Studie auf voxeu.org (in englischer Sprache).